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Scheinfelder Straßennamen

Einem Wunsch des Scheinfelder Stadtrats folgend erforscht der Heimat- und Kulturverein Herkunft und Bedeutung der Scheinfelder Straßennamen. Die Beiträge erscheinen, teils gekürzt, seit Dezember 2018 in der Scheinfelder Rundschau. Zusätzlich werden diese nach und nach hier eingestellt.

Übersicht

Karl-Lax-Straße

Karl-Lax-Straße

Die erste Phase als Bürgermeister in Scheinfeld begann für Karl Lax (1891–1974) kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im April 1933. Lax war 1927 nach eigenem Bekunden aus Überzeugung der NSDAP beigetreten. Zuvor war er bereits Mitglied bei einer NSDAP-Vorläufer Partei, der DAP, gewesen. Demnach hatte er seinerzeit kein Interesse daran, die noch junge erste deutsche Demokratie – die Weimarer Republik – zu stabilisieren. Er darf aus heutiger Sicht im Gegenteil als Gegner derselben bezeichnet werden. 

Nach 1945 wurde Karl Lax aufgrund seiner Rolle in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wegen Landfriedensbruchs verurteilt. Gegen dieses Urteil ging er zweimal erfolglos in Revision.
Im November 1938 lebten noch etwa 20 Menschen jüdischen Glaubens in Scheinfeld. Sie wurden in dieser Nacht drangsaliert, ausgeraubt, inhaftiert, und ihr Gebetshaus wurde in Brand gesteckt. So waren die Zeiten, in denen Karl Lax erstmals als Bürgermeister amtierte, und – nach dem, was überliefert ist – auch tatenlos zusah, als in Scheinfeld die Synagoge brannte.

Es ist schwer zu beurteilen, inwieweit sich Lax (wie andere Scheinfelder auch) an jüdischem Besitz bereicherte. Allerdings ist dem Protokoll des Spruchkammerverfahrens aus dem Jahr 1948 zu entnehmen, dass er (nach eigener Aussage) etwa einen ¾ Hektar Land im Zusammenhang mit den Pogromen im November 1938 erworben hat. In einem späteren Verfahren vor der Wiedergutmachungsbehörde kam es zu einem Vergleich zwischen den Eheleuten Karl und Elise Lax und der Jewish Restitution Successor Organization. Dieser verpflichtete Lax zur Nachzahlung von 220 DM für die Äcker, die er zuvor für 730 Reichsmark erworben hatte.

Zweite Bürgermeisterkarriere bei der ÜWG
Anfang der 1950er Jahre kehrte Karl Lax als Mitbegründer der ÜWG in die Kommunalpolitik zurück. Der Wahl in den Stadtrat im Frühjahr 1952 folgte die Wahl zum Bürgermeister. Die Lokalzeitung berichtete damals, dass von 1303 abgegebenen Stimmen 664 an Karl Lax entfielen, 639 Stimmen erhielt der Gegenkandidat Adam Pohli, 22 Stimmen waren ungültig.
Lax wurde zweimal (1956 und 1960) wiedergewählt. Bis zu seinem Tod 1974 erfuhr er in der damaligen Bevölkerung große Anerkennung. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt 1966 wirkte er bis 1971 als ÜWG-Obmann. Der Scheinfelder Stadtrat verlieh Karl Lax, der sich unter anderem um die Ansiedlung der Firma Adidas verdient gemacht hatte, im Jahr 1966 den Ehrentitel eines Altbürgermeisters. Auch der damalige Landkreis Scheinfeld zeichnete Karl Lax aus. Er bekam 1965 die „Ehrenmedaille in Gold“ für mehr als 20-jährige Amtstätigkeit als Bürgermeister. Mit großer Selbstverständlichkeit ehrte man ihn damit für die Zeit als NSDAP-Bürgermeister gleich mit.

1975 entschied der Scheinfelder Stadtrat unter Bürgermeister Hans Steinl, die Straße, die den unter Lax neu entstandenen Stadtteil „Schelmsgraben“ mit der zur Altstadt führenden Adi-Dassler-Straße (ehemals Alte Bamberger Straße) verbindet, nach dem langjährigen Stadtoberhaupt Karl Lax zu benennen.
Diese Widmung störte lange Zeit offiziell niemanden, bis der Journalist und Autor Niklas Frank im Rahmen seines Buchprojektes „Dunkle Seele, feiges Maul“ (erschienen 2016) zufällig auf Scheinfeld und dessen ehemaligen Bürgermeister Karl Lax stieß und sich empörte, da es ja eine besondere Ehrung einer Persönlichkeit darstellt, wenn eine Straße nach dieser benannt wird. Seitdem ist die Namensgebung für die Straße umstritten. Ein Arbeitskreis tagte neun Monate lang, um Licht in den „Fall Lax“ zu bringen. Der Stadtrat entschied 2018, dass die NS-Vergangenheit Scheinfelds weiter aufgearbeitet werden soll. Der Straßenname und die damit verbundene Ehrung von Ex-Bürgermeister Lax wurden jedoch beibehalten. Teil dieser Aufarbeitung ist die in der Scheinfelder Rundschau 2018 gestartete Serie über Straßennamen.

zusammengestellt von Judith Marschall

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